Im Louvre.

Am Eingang zum Saal mit der Mona Lisa.

Die Rätselhaftigkeit zieht Kreise – wo genau ist das Bild und wie komme ich dahin?

Es vergehen ein paar Sekunden, bis diejenigen, die durch die Tür kommen,  verstanden haben, dass das Bild ziemlich klein und genau vor ihnen ist.  

Verdeckt von etwa 200 Menschen.

Sie haben ein Bild vom Bild im Kopf, aber keines von dem Raum in dem es sich befindet. 

In den Gesichtern: 

Ungläubigkeit, Freude, Erwartung, Faszination, Ernsthaftigkeit, Irritation, Anspannung. 

Es ist, was wir sind:    Fear of missing something.

Es bleibt dabei: Du sollst Dir kein Bildnis machen. 

Ein Gleichnis aber schon – hier haben wir sie, die Parabel auf alles. 

Zu schön, diese Augenblicke der Überraschung, des plötzlichen Nicht-Wissens. Ein Gemälde, das man ganz deutlich vor Augen hat und dem man glaubt, nun nah zu sein, ist plötzlich gar nicht da.  

Das Verrückte ist: den meisten geht es gar nicht um das Bild und das, was es eventuell zu sagen hat.

Es geht darum, an einem Ort mit der Ikone zu sein und ein Bild davon zu machen, wie man an diesem Ort ist. Der ostdeutsch codierte Teil in mir, versteht das total gut. Das Gefühl, dass damit, dass ich hier im Louvre bin, gerade etwas für unmöglich Gehaltenes geschieht, ist auch in mir. 

Dass ich dieses Gefühl mit ganz vielen Menschen teile, für die der Louvre kein unerreichbarer Ort mehr ist, habe ich in diesem Moment, mit dem Lächeln der Mona Lisa im Rücken, verstanden.

Ein Dokument: In diesem Augenblick gab es kein besseres Licht, keinen zweiten Versuch und keine perfekte Einstellung. Hinterher war es spannend in dem Gewusel von Jacken, Armen, Taschen, Handys, Audioguides, Blick- und Laufrichtungen nach Ausschnitten zu suchen. Wie bei Bruegel oder Bosch. Es guckte immer noch jemand um die Ecke.